Interview mit Dr. Dominik Dellermann, Gründer von vencortex

Warum Hybrid Intelligence die Entscheidungs-findung in Unternehmen verbessern wird

Das Startup vencortex ist das neueste Mitglied im Startup Hub unserer Schwestergesellschaft THE NEXT UNICORN VENTURES. Vencortex möchte Unternehmern eine auf KI basierende Grundlage für zukünftige strategische Entscheidungen liefern, die es den Entscheidungsträgern ermöglicht intelligente sowie schnellere und bessere Entscheidungen zu treffen. Mit Dr. Dominik Dellermann, einem der beiden Gründer von Vencortex, haben wir uns über die Zukunft unterhalten und was Künstliche Intelligenz für Unternehmer und Unternehmerinnen unumgänglich macht.


Dr. Dominik Dellermann

Gründer von 
Vencortex

Dr. Dellermann, vielen Dank für Ihre Zeit. Können Sie uns zunächst bitte etwas über Ihr Startup vencortex erzählen? Was machen Sie und wie ist es dazu gekommen?
Dr. DELLERMANN Was wir mit Vencortex machen nennt sich ‚Decision Perfomance Management‘. Das bedeutet wir führen unterschiedlichste Daten, zum Beispiel aus Unternehmenssystemen und -datenbanken, aber auch aus externen Daten, wie Social Media, Marktdaten und Customer Insights sowie das Expertenwissen der Mitarbeiter, zusammen und generieren mit KI daraus kontinuierlich Insights, um damit wiederum die Entscheidungen von Managern zu unterstützen. Manager bekommen dabei die Möglichkeit zu verstehen, welchen Einfluss ihre Entscheidung hat und welche Entscheidung, zu einem bestimmten Zeitpunkt, die Optimale ist. Dabei fokussieren wir uns vor allem auf High Stakes Entscheidungen und wie diese umgesetzt werden können.
Dazu angetrieben wurde ich durch meine Arbeit am Bamberger Frauenhofer-Kompetenzzentrum und durch meine Promotion. Ich habe dort sehen können, wie viele Entscheidungen in Unternehmen komplett isoliert getroffen werden, ohne wirklich alle Bereiche eines Unternehmens mit einzubeziehen. Auf der anderen Seite jedoch auch, dass sich Entscheidungsträger häufig allein auf ihre Erfahrung berufen. Doch was sind 30 Jahre Erfahrung wirklich wert, wenn sich die Regeln eines Spieles innerhalb von kürzester Zeit ändern und kann ich mich darauf wirklich verlassen? 
Sie sprechen also vor allem diejenigen in einem Unternehmen an, die Entscheidungen treffen. Haben Sie dabei auch eine bestimmte Zielgruppe?
Dr. DELLERMANN Einen speziellen Fokus legen wir eigentlich nicht. Wir haben den Vorteil, dass wir unsere integrierte Lösung sowohl dem Startup, als auch den großen Unternehmen anbieten können und das in den verschiedensten Branchen. Wobei der innovative, größere Mittelstand am ehesten unsere Zielgruppe ist, da wir feststellen, dass genau hier Entscheidungsträger sitzen, für die es das Wichtigste ist, wie sie ihr Unternehmen nachhaltig aufbauen können und die genau wissen, dass dabei auch etwas verändert werden muss.
Wer sind die direkten Wettbewerber von Vencortex?
Dr. DELLERMANN Es gibt eigentlichen keinen direkten Wettbewerber mit dem gleichen Fokus.
Auf der einen Seite gibt es sehr gute KI Firmen, die technisch super stark sind, jedoch ihren Fokus auch nur darauf legen, die Supply Chain zu optimieren. Auf der anderen Seite kämpfen wir mit klassischen Beratungsfirmen um das Budget, sowie mit Business Intelligence Lösungen.
Wir bieten jedoch eine Entscheidungsunterstützung, die auf dem eigenen vorhandenen Wissen des Unternehmensexperten, kombiniert mit den Daten des Unternehmens, beruht und die der Entscheidungsträger automatisch erhält. Es gibt keinen Wettbewerber, der das in vergleichbarer Weise macht.
Auf Ihrer Webseite liest man neben KI viel von Hybrid Intelligence. Was genau unterscheidet diese beiden Begriffe voneinander?
Dr. DELLERMANN KI ist im Industriekontext vorwiegend maschinelles Lernen, also: Wie kann ich von Daten lernen, darüber Aussagen und auch Vorhersagen treffen. In bestimmten Nischenbereichen funktioniert das sehr gut. Zum Beispiel Bilderkennung oder Texterkennung. Gerade Google hat in diesem Bereich unglaubliche Fortschritte betrieben.
Bei richtig komplexen Problemen, die über Prozessautomatisierung hinaus gehen, reicht das maschinelle Lernen alleine jedoch nicht mehr aus. Der Mensch ist in der Lage extrem viel Domänenwissen aufzubauen. Ein Unternehmensexperte kennt sich also in seinem Bereich sehr gut aus, aber eben auch nur in seinem Bereich. Kombiniere ich die Technik des maschinellen Lernens mit dem Expertenwissen und bin in der Lage ein System zu bauen, in welchem diese beiden Bereiche zusammenarbeiten, dann ist die Performance am Ende besser als einer der Teilbereiche alleine. Das ist der Grundgedanke von Hybrider Intelligenz: Kontinuierliches Lernen von Mensch und Algorithmus in einem kollaborativen Setting. Dabei ist es völlig egal zu welchen Anteilen der Algorithmus oder auch der Mensch beigetragen haben. Wichtig ist lediglich, dass das Outcome durch die Kombination besser wird.
Wie stellen Sie sich die Zukunft des Mittelstands im Hinblick auf Künstliche Intelligenz vor?
Dr. DELLERMANN Das Thema Künstliche Intelligenz wird die Industrie und die Art und Weise, wie Business betrieben wird, komplett verändern. Das ist ein Fakt. Man kann auch jetzt schon beobachten, das große Unternehmen, aber auch KMU, in diesem Bereich investieren.
Wir sind der festen Überzeugung, dass Wettbewerbsvorteile in den nächsten 10 Jahren vor allem darauf beruhen werden, wie schnell sich ein Unternehmen anpassen und lernen kann und wie schnell es dann eben auch Entscheidungen trifft. KI wird davon ein riesiger Bestandteil sein.
Jedoch fehlt es derzeit hauptsächlich an Aufklärung in diesem Bereich. Die größte Herausforderung für den Mittelstand wird es sein an dieser Stelle zukünftig Kompetenzen aufzubauen und letztlich Verständnis zu erlangen, was mit KI überhaupt möglich ist: Welche Daten besitze ich schon, wie kann ich fehlende Daten generieren, womöglich sogar mit schon vorhandenen Prozessen und Daten, und wie hilft mir all das meinen Wettbewerbsvorteil auszubauen?
Welche Probleme sehen Sie beim Thema Aufklärung auf den Mittelstand zukommen?
Dr. DELLERMANN Das sind mehrere Dinge: Zum einen wissen die Leute nicht, was mit KI möglich ist und können sich auch nur schwer vorstellen, was KI eigentlich ist. 
Auch können Unternehmen KI nur schwer einschätzen. Oft wird gedacht, das ist ähnlich zu planen, wie das Aufsetzen einer Webseite von einer IT-Abteilung, wo ich immer ein Ergebnis erhalte. Jedoch muss man bedenken, dass sich bei KI-Projekten auch immer herausstellen kann, dass ein Problem zum jetzigen Zeitpunkt oder mit den derzeit vorhandenen Daten (noch) nicht gelöst werden kann.
Zudem stehen häufig die persönlichen Befindlichkeiten der Mitarbeiter einer Aufgeschlossenheit gegenüber KI im Wege. Es besteht die Angst, dass man seinen Stand im Unternehmen oder gar seinen Job verlieren könnte, oder auch, dass man etwas nicht so gut kann. Die Unternehmen und ihre Mitarbeiter müssen verstehen, dass KI ein Assistent für sie und ihre Arbeit ist und lediglich eine Unterstützung für Entscheidungen, die sie immer noch selbst treffen müssen. Für einen Manager kann dies ein ernormer Vorteil sein, da er normalerweise nicht die Zeit hat, sich mit den ihm vorgelegten Daten in aller Tiefe zu beschäftigen. KI kann diesen Part übernehmen und der Manager kann sich auf die Denkarbeit konzentrieren, die wichtig ist und die er sehr gut kann. 
Wir befinden uns gerade noch inmitten der Corona Krise. Dass diese für fast alle Unternehmen Auswirkungen auf die Zukunft haben wird, ist jetzt schon ersichtlich. Inwiefern kann Hybrid Intelligence einem Unternehmen aus dieser (oder auch einer anderen) Krise helfen?
Dr. DELLERMANN Corona zeigt uns gerade auf, was sich eigentlich schon seit vielen Jahren angebahnt hat: Die Welt wird immer schneller und unsicherer. Doch gerade in Deutschland wollen und wollten das viele Unternehmer nicht wahrhaben, sind deshalb im Bereich Innovation sehr langsam und gehen nur geringe Risiken ein. Man ist davon ausgegangen, dass man noch viele Jahre Zeit hat sich innovativ zu verändern. Corona beweist jetzt jedoch: Alles kann sich innerhalb von wenigen Wochen massiv verändern. 
Am Ende werden diejenigen Unternehmen überleben und Wettbewerbsvorteile haben, die in der Lage sind sich schnell anzupassen, zu lernen und Entscheidungen zu treffen und die auch genau verstehen, was sie tun. Insofern denke ich KI und Hybrid Intelligence sind absolute Must-Haves für die Post-Covid Zeit, um für die nächste Krise, die in irgendeiner Art und Weise sicher kommen wird, gewappnet zu sein. 
Was ist Ihrer Meinung nach wichtig, um als Unternehmen so gut wie möglich aus der Krise heraus zu kommen? Kann Vencortex dabei helfen?
Dr. DELLERMANN Wir speziell unterstützen Entscheider im Managementbereich vor allem im Risikomanagement, bei Customer Trends und bei neuen Geschäftsmodellen. Es geht darum dem Unternehmen zu helfen, schnell zu reagieren oder sogar proaktiv zu handeln, wenn sich die Dinge so schnell verändern wie jetzt gerade. Zum Beispiel helfen Social Media Daten dabei nachzuvollziehen, wie sich die wirtschaftliche Lage und das Benutzerverhalten verändern und man kann daraus Schlüsse ziehen und reagieren, schon bevor etwas passiert. 

Ein sehr gutes aktuelles Beispiel ist folgendes: In China gab es durch Covid-19 schon große Probleme. Trotzdem wurde in Deutschland erst nach 2-3 Monaten reagiert. Das liegt zum einen daran, dass man die Dinge, die in der Welt passieren, datentechnisch häufig gar nicht abbildet, aber auch daran, dass sogenannte softe Daten (= das Empfinden und die Bedürfnisse von Kunden, sowie die Meinungen und das Wissen der eigenen Mitarbeiter) nicht in Entscheidungen integriert werden. Hat man konstanten Zugriff auf Datenstreams, die einem sagen, was der Kunde möchte, wie sich sein Bedürfnis innerhalb von 3 Tagen ändert und wie die eigenen Mitarbeiter die Lage einschätzen, dann kann man viel schneller oder eben auch proaktiv agieren. 
Ist Ihre Lösung dann auch schon jetzt, noch während der Krise relevant oder erst im Bezug auf die Vorbereitung für eine weitere kommende Krise?
Dr. DELLERMANN Unsere Lösung hilft Unternehmen definitiv schon jetzt. Diese Krise wird nicht einfach vorbei sein. Man muss sich jetzt schon für das ganze nächste Jahr überlegen, wie man sein Unternehmen mit seinen Entscheidungen durch die Wirtschaftslage manövriert. Lediglich die Situation aussitzen bis vielleicht ein Impfstoff kommt und darauf zu hoffen, dass dann das alte System wieder funktioniert, ich nenne das die ‚deutsche Taktik‘:  Das wird nicht passieren!

Es ist wichtig, dass Unternehmen schon jetzt beginnen umzudenken, dann werden sie am Ende nicht nur für die nächste Krise gewappnet sein, sondern sich auch früher aus dieser Krise heraus bewegen.

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