Corporate Sustainability

Business Case und Strategie für Unternehmen

Wenn über Nachhaltigkeit (engl. „Sustainability“) diskutiert wird, werden häufig zuerst Themen wie Naturschutz, Bekämpfung des Klimawandels und schonender Umgang mit Ressourcen genannt. Doch neben dieser ökologischen Dimension, sollten zusätzlich die soziale sowie die ökonomische Dimension behandelt werden, um einen umfassenden Überblick über das Thema zu erhalten. Die soziale Ebene stellt den Menschen in den Vordergrund, dabei spielen Aspekte wie Menschenrechte, Kinderarbeit und Arbeitsbedingungen eine zentrale Rolle. Die ökonomische Ebene befasst sich mit Qualität, Effizienz und Innovation im Produkt- und Servicebereich sowie auch in anderen Geschäftsbereichen wie Compliance, Marketing und Vertrieb.  Ein Unternehmen hat erst dann eine größere Chance auf unternehmerische Nachhaltigkeit, wenn es in allen drei Bereichen strategisch sowie auch in der konsistenten Umsetzung aktiv ist. Die Wichtigkeit das eigene Unternehmen nachhaltig aufzustellen, wird durch staatliche Regulatorien (z.B. Lieferkettengesetz) bestärkt, aber auch durch Forderungen von Kunden und Investor*innen nach überprüfbarer Nachhaltigkeit.  

Im Folgenden wird ein Business Case vorgestellt, welcher die möglichen Auswirkungen fehlender Nachhaltigkeitsaktivitäten auf den Erfolg eines mittelständischen Unternehmens aufzeigt. Außerdem wird über die wichtigsten Kernpunkte einer Sustainability Strategie für jedes KMU gesprochen. 


Business Case Sustainability

In diesem fiktiven Fallbeispiel wird von einem mittelständischen Unternehmen, im Bereich Maschinenbau, mit etwa 300 Mitarbeitern und einem Kundenkreis in der DACH-Region ausgegangen.  

Business Case Sustainability - In 7 Schritten zu mehr Nachhaltigkeit

Die Ausgangssituation des Unternehmens ist lediglich ein sehr geringes Vorhandensein von Know-How bezüglich Nachhaltigkeit. Dementsprechend findet diese Komponente keine oder nur sehr wenig Berücksichtigung in den Geschäftsprozessen. Zusätzlich sollte jedoch gesagt werden, dass die Dringlichkeit der Thematik dem Management des Unternehmens durchaus bekannt ist, was zumindest der erste Schritt in Richtung einer Corporate Sustainability ist. Jedoch ist dies nicht gleichbedeutend mit tatsächlich vorhandenem Verständnis für eine Neuausrichtung, was diese zusätzlich erschweren kann.  

Unter aktuellen Bedingungen wurde in den letzten Monaten ein regelmäßiger Umsatzrückgang verzeichnet, welcher Nachforschungen zufolge auf fehlende Nachhaltigkeit im Unternehmenskontext zurückzuführen ist. Außerdem wird vermehrt festgestellt, dass Leistungsträger das Unternehmen verlassen, da das Unternehmen zu wenig Nachhaltigkeitsaktivitäten einleitet. Eine weitere Herausforderung besteht in der Schwierigkeit konkurrenzfähige Preise zu verlangen. Wettbewerber können ihre Produkte meist zu besseren Konditionen an die Kunden veräußern. Auch fehlen dem Unternehmen nennenswerte Innovationen,  was auf die enge Korrelation zwischen Innovation und nachhaltiger Entwicklung zurückzuführen ist. 

Das Unternehmen hat sich für die Zukunft folgende Ziele in Bezug auf Nachhaltigkeit gesetzt:. Erstens möchte man die CO2-Emission um 30% senken, um somit in drei Jahren Klimaneutralität zu erreichen. Zweitens soll der Kreislaufwirtschaft, gepaart mit Methoden wie Recycling und Refurbishment (Sanierung), ein hoher Stellenwert beigemessen werden. Drittens liegt künftig ein Fokus auf kontinuierlicher Produktverbesserung, welche langfristig in Portfolioinnovation münden soll. Als letztes Ziel möchte das Unternehmen seine komplette Lieferkette kontrollieren, was in diesem Kontext bedeutet, dass nur Partner und vorgelagerte Parteien eingesetzt werden, die über bestimmte Nachhaltigkeitsstandards verfügen. 

Nach einer schriftlichen Dokumentation der Ziele, erfolgt die Konzeption einer Sustainable Strategy Roadmap. Diese definiert alle Schritte, welche zur Erreichung dieser Ziele durchgeführt werden sollten. Eine besonders hohe Relevanz besitzt die Überzeugung des Managements, Nachhaltigkeit als Dimension in die Unternehmensstrategie zu implementieren. Außerdem sollten die Mitarbeiter in die Aktivitäten mit einbezogen werden. Dies gelingt beispielsweise über Anreizsysteme wie Job-Räder oder Boni. Einen weiteren Meilenstein stellt die Kommunikation der erbrachten Nachhaltigkeitsleistungen nach außen dar. Denn besonders bei KMUs ist diese Kommunikation nicht wirklich existent, obwohl das Unternehmen durchaus Nachhaltigkeitsleistungen im Geschäftsablauf integriert hat.   Ein weiterer zentraler Baustein der Sustainable Strategy Roadmap stellt die Einteilung in kurzfristige, mittelfristige sowie langfristige Ziele dar. Für unser Beispielunternehmen stellen Emissionsziele und die Einführung einer Kreislaufwirtschaft kurzfristige Ziele da. Mittelfristige Ziele ergeben sich durch die Kontrolle der eigenen Lieferkette und angestrebter Produktverbesserung. Zuletzt bilden Portfolioinnovation sowie Strategieanpassungen langfristige Ziele ab. 

Als weiterer wichtiger Schritt auf dem Weg zu einem nachhaltigen Unternehmen stehen Nachhaltigkeitschecks. Diese beinhalten neben regelmäßigen Soll-Ist-Abgleichen auch Workshops mit externen Beratern. In diesen Workshops erhält das Unternehmen u.a. wertvollen Input und es wird Optimierungspotential aufgedeckt. Weitere Bestandteile der sog. Nachhaltigkeitschecks können die Ernennung von Nachhaltigkeitsbeauftragten und Audits sein, die ein besonderes Augenmerk auf die Nachhaltigkeitsebene richten. 

Zusammenfassend kann das Unternehmen nach Umsetzung der Meilensteine innerhalb der Sustainable Strategy Roadmap und erfolgreichem Controlling durch die Nachhaltigkeitschecks seine Ausgangsituation erfolgreich in einen Zielzustand umwandeln, bei dem unterschiedliche Nachhaltigkeitsaktivitäten eine große Rolle spielen. Es ergibt sich als Ergebnis eine Umsatzsteigerung, neue und ambitionierte sowie hochqualifizierte Mitarbeitende treten dem Unternehmen bei und das neu kreierte Produktportfolio wirkt als Innovationstreiber. Außerdem entstehen operative Kosteneinsparungen, welche wiederrum in wettbewerbsfähige Preise umgesetzt werden. 

Dieser fiktive Business Case zeigt sehr deutlich, welche Auswirkungen fehlende Nachhaltigkeitsaktivitäten für Unternehmen haben können und wie sich im Gegensatz ein auf Nachhaltigkeit ausgerichtetes Unternehmen wirtschaftlich erfolgreich und innovativ am Markt positionieren kann. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Ausarbeitung einer Sustainability Strategie in der heutigen Zeit als absolut essentiell für ein erfolgreiches Unternehmen heraus.

Sustainability Strategie

Das Herzstück eines auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Unternehmens bildet eine an die Unternehmensstrategie angepasste Sustainability Strategie. Diese umfasst vier essentielle Bereiche, welche in Abhängigkeiten zueinanderstehen.  

Beginnend mit der Analyse der Zielsetzung sowie der Unternehmensstrategie, kommen während dieser Schritte Tools wie die SWOT-Analyse, die Benchmarkanalyse oder die Wesentlichkeitsanalyse zum Einsatz. Außerdem sollte ein Unternehmen seine eigene Positionierung konkretisieren.  

Wurden die Ziele nach Anwendung dieser Analysemethoden sorgfältig bestimmt, kann nachfolgend eine konkrete Nachhaltigkeitsstrategie ausgearbeitet werden. Hohe Relevanz dafür haben Schwerpunkts- und Prioritätensetzung sowie die Meilensteindefinition.  

Im Anschluss wird eine Sustainable Strategy Roadmap erstellt. Diese stellt eine essentielle Voraussetzung für die spätere Implementierung dar, da sie die im Vorfeld definierten Ziele nach ihrem Zeithorizont in kurz-, mittel-, oder langfristig clustertgruppiert. Außerdem kann an dieser Stelle ein Reportingsystem mit Nachhaltigkeitskennzahlen (KPIs) in den Prozessen verankert werden.

Zuletzt erfolgt die Implementierung der gesetzten Meilensteine nach ihrer zeitlichen Abfolge. Hierbei können sogenannte Nachhaltigkeitsleitlinien als Standards fungieren. Diese zeigen exakt auf, wie der jeweilige Meilenstein erreicht wird.



Geschrieben von: 
Nils Naumann, former Member of the Strategy Consulting Competence Circle

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